1. Der Zwarzel


    Datum: 08.12.2017, Kategorien: Romantisch Autor: rokoerber

    Der Zwarzel - Ein Märchenderivat ©rokoerber Es war einmal ... nein, stimmt nicht. Dies ist kein altes, sondern eher ein modernes Märchen. Lediglich die Hauptperson, der Zwarzel, hat märchenhafte Züge. Da stellt sich unwillkürlich die Frage, wer ist Zwarzel? Eigentlich ist es ein bayrischer Begriff, der ihn recht gut beschreibt. Zwarzel sind kleine Wesen, meist liebenswert auf Kinder bezogen. Ob dieser Zwarzel liebenswert ist, war den Leuten, die ihn wenigstens schon einmal sahen, ein großes Fragezeichen. Aber nun Butter bei die Fische: Zwarzel ist ein junger Zwerg, gut zwanzig, und dazu noch Vollwaise. Er hat sich ein uraltes Häuschen, früher eine Jagdhütte, ganz tief im Schwarzwald gekrallt. Dort lebte er alleine. Von was? Das mag der Geier wissen, aber der sagt nichts. Nur eines sprach sich von Zwarzel herum: er erschreckte gerne einsame Wanderer. Ob er ihnen den einen oder anderen Euro aus der Tasche presste, entzieht sich dem Allgemeinwissen. Die Betroffenen enthielten sich jeglicher Bemerkung. Wie man hörte, waren es vor allem junge Frauen, die er wohl fast zu Tode erschreckt hatte. Mit was? Da hielten alle eisern dicht. Nun lebte in der nächstgrößeren Stadt ein besonders freches Mädchen. Anika, wie sie gerufen wurde, hatte einen besonderen Drang zu Männern, obwohl sie doch noch nicht einmal zwanzig war. Ihre Eltern hatten große Sorge um sie, denn es war Anika scheinbar nicht möglich, einen jungen Mann anzusehen, ohne ihn anzuflirten. "Wir müssen unserer Tochter einfach ...
     die Gelegenheit nehmen, Männer kennenzulernen", hatte der besorgte Vater eine Idee. "Du meinst, ihr die Gelegenheit nehmen, ihrer Lust nachzugehen", zeigte sich die Mutter nicht weniger besorgt. "Aber wie?" "Ich habe da eine Idee", begann der Vater diese herauszulassen. "Anika hat größte Ängste, alleine durch den Wald zu gehen. Das nutzen wir aus. Von Opa haben wir doch eine Hütte mitten im Schwarzwald geerbt, wo er einst seine Kühe auf einer sonnigen Wiese grasen ließ." "Die Idee ist nicht schlecht. Dorthin kommt kein Mensch und der weite Marsch wäre einfach zu viel für sie", erkannte die Mutter schnell. "Mit unserem Auto kommen wir aber hin. Mit genügend Essbaren und einem Handy für den Notfall", beendete der Vater die Diskussion. Man mag von den rohen Eltern nicht schlecht denken, aber sie fanden keine andere Lösung. Es sollte ja nur für eine Woche sein und sie hofften inständig, ihre Einsamkeitstherapie würde helfen. Was sie nicht einmal ahnten, war, Anika hatte Gerüchte von Zwarzel vernommen. Nun setzte sie ihre ganze Hoffnung auf ihn, wenn sie auch keine Ahnung hatte, wie sie ihn erreichen konnte. Aber mit Männern stand es derzeit schlecht um sie. Diese hatten auch Gerüchte vernommen, nach denen Anika unersättlich war. Zwarzel ging es ähnlich. In seinen Wald getrauten sich nur noch Jäger mit hässlichen Flinten und vielleicht alte Weiber, jenseits von Gut und Böse. Dabei war das Einzige, was er von den Menschen wollte, etwas Spaß, Unterhaltung und ... doch genau das war ...
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