1. Jungfer Mary


    Datum: 14.11.2017, Kategorien: Romantisch Autor: rokoerber

    Geister glauben, ich musste es einfach versuchen." "Ihr kennt meine Geschichte?" "Ja, zumindest oberflächlich", gab ich zu. "Dann könnt ihr Euch vielleicht denken, was mich zu Euch führt, Junker Gert?" "Ich gehe mal von Neugier aus, Ihr seid eine Frau!" "Genau das ist es, ich bin eben noch keine Frau. Ich habe es bei meinen nächtlichen Streifzügen so oft gesehen, was da in der Hochzeitsnacht - und auch sonst - geschieht. Ich durfte es nicht selbst erleben. Und ich möchte es doch so gerne wissen. Heute nun kommt alles zusammen - ein Jahr ist wieder einmal verstrichen und ... und ... Ihr seht aus, als wäret Ihr ein echter Mann. Bitte Junker Gert, heute ist die erste nutzbare Chance für mich, zeigt mir, wie es ist, geliebt zu werden. Ich möchte die Gefühle kennenlernen, alle Gefühle. Ich möchte endlich eine Frau sein. Alt genug bin ich ja wohl. Ich habe Jahrhunderte darauf gewartet und seit Jahrzehnten darum gebetet." Mein Kopf schwirrt. Jemand spielte mir hier eine gekonnte Szene vor, um in mein Bett zu kommen. Da sprach ja auch nichts dagegen. Ich sah mir meinen Gast nun doch genauer an, versuchte das Alter zu schätzen. Ich musste sie fragen. "Wir haben da seit vielen Jahren Gesetze, danach muss eine Frau achtzehn sein, bevor ein Mann ihr diese Wünsche erfüllen darf. Sonst kommt er vor Gericht. So leid es mir also tut, wie alt bist du denn wirklich", dabei fiel ich unwillkürlich in meine normale Sprache zurück. Dieses blöde Gerede in der dritten Person nervte mich sowieso. ...
     Neben mir wackelte es, es fühlte sich fast an als hätte ich einen zappelnden Hasen im Bett. Der angebliche Geist Marys lachte. Leise zwar, aber mit heftig schüttelnden Bewegungen. Dann kam eine Erklärung, die mich voll schockte. "Ich lebte knapp sechzehn Jahre, wir altern als Geist nur in den kurzen Phasen, wo wir verstofflichen. Ich müsste jetzt zwischen siebzehn und achtzehn sein. Mein Körper fühlte sich für dich heute auch so alt an - oder so jung. Mein Geist hat jedoch fünf Jahrhunderte gelebt. Meinst du nun, da könne man noch von einer sechzehnjährigen Jungfrau sprechen? Ja, ich will es. Ich will meine Unschuld verlieren, möchte wissen wie es ist mit einem Mann zusammen zu sein. Heute, jetzt, bis zum Morgengrauen!", dann begann sie zu weinen. Die Situation war so schizophren, so bizarr, so absolut irre, ich fürchte mein Verstand versagte einfach kläglich. Er schaltete irgendwie ab. Ich spürte nur noch ein armes weinendes Wesen, das sich Mary nannte und das sich an meinen Körper schmiegte. Ich warf die Bettdecke zurück und nahm das Mädchen fest in die Arme, drückte es liebevoll an mich. Mir fiel ein, dass ich da nicht einmal Vertrauensbruch beging. Ich hatte derzeit keine Freundin. Dass ich gerade an so was dachte, machte die Situation noch grotesker. Auf solche Gedanken kam ich nie, wenn ich ein Mädchen im Arm hielt, wenn ich gar auf dem besten Weg war, zur Sache zu kommen. Ich entschloss mich dem Mädchen einfach zu glauben - der Altersunterschied zwischen uns passte noch. ...
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