Vanilla
Datum: 08.07.2019,
Kategorien:
Reif
Autor: DirtyOldMan
zurückflossen ins Meer. Möwen kreischten. Für andere Geräusche war es zu heiß. Es war Siesta-Zeit. Niemand badete. Niemand arbeitete. Die Zeit war angehalten. Zuerst ganz leise hörte man die Bugwelle eines Schiffes, nur die Bugwelle, kein Motor. Sie kam näher, entfernte sch ein Stück, ein kurzes, gerufenes Wort, ein kurzes Knattern eines Segels, ein Großbaum schlug über, die Bugwelle wurde kurz laut, dann wieder wie vorher, und sie kam näher. Wieder ein gerufenes Wort, ein kurzes Lauterwerden der Bugwelle und dann schlugen die Segel im Wind. Das Schiff schoss auf. "Fest!" kam die Meldung vom Bug, dann Schritte am Deck, Fallen lösten sich, die Segel fielen auf Deck. Und wiederum waren es nur mehr die Geräusche des Windes und der Wellen, das Trippeln auf dem Bootsdeck. Dann tuchten sie die Segel auf, zogen die Persenning über den Großbaum. Das Scheuern von Stoff. Das Seglerpaar stieg ins Beiboot, ruderte zum Ufer das Eintauchen der Ruder, das Wasser, das von ihnen tropfte, wenn die Ruderblätter aus dem Wasser tauchten. Eine Welle klatschte ans Ufer, spritzte auf, fiel zurück ins Wasser, das Beiboot fuhr knirschend auf den Sandstrand, zwei Paar Beine stiegen ins flache Wasser, wateten durchs Wasser... sie hatten das Boot aufgehoben und trugen es ans Ufer. Ein leiser Trommelschlag, als die beiden es absetzten. Und dann gingen sie zwischen Franz und der Alten durch, zu ihrem Stellplatz. Ein paar Füße, braungebrannt, feingliedrig, eine etwas ledrige Haut, eine Frau, und gleich ...
dahinter, schmal, aber fleischiger, die Füße eines Mannes. Das sanfte Klatschen der nassen Füße am Boden, der Schatten, der ihn kurz streifte. Der Salzgeruch wurde einen Moment stärker, als sie vorbei gingen. Und dann roch Franz wieder die Vanille. Er öffnete die Lider leicht und sah, dass die alte Frau ihm gegenüber gerade wieder ihre Schenkel schloss. Sie war aufgewacht, hatte die Augen leicht geöffnet, schloss gerade den Mund, wie nach einem gelangweilten Gähnen, ihre Augen waren ausdruckslos und wie bleiläufig hob sie mit der rechten Hand ihre rechte Brust und legte sie wieder zurück: Und tat dann dasselbe mit ihrer linken Brust. Dann strich sie ihre grauen, mittellangen, gewellten Haare zurück und warf den Kopf in den Nacken. Sie öffnete ihre Augen und musterte Franz von oben bis unten, ein gleichmäßiger und gleichgültiger Blick ging von seinem Kopf zu seinen Zehen und wieder zurück. Kein Blitzen in ihren Augen, kein Verweilen an irgendeiner Stelle seines Körpers. Eine zeitlang blieb sie reglos, bevor sie den Kopf auf ihren angewinkelten, linken Arm stütze und die rechte Hand auf ihr Dreieck legte. Sie sah, dass Franz nun die Augen ganz geöffnet hatte und sie seinerseits musterte. "Hallo", machte sie den Anfang, sie, die bei weitem Ältere. "Hallo", antwortete Franz. "Ich heiße Theresa", sagte sie, "und der Name ist so altmodisch wie meine Brüste alt sind. Aber das hast Du ja bemerkt." Diese Bemerkung brachte Franz in eine peinliche Situation. Abstreiten konnte er es nicht ...