1. Wahlverwandschaften Teil 03


    Datum: 18.03.2019, Kategorien: Transen Autor: byGesa

    Ausnahmen eigentlich besser als ich erwartet habe. Ich reise nach Indien und China als Alexandra Berg. Dies auf einen Rat hin, den mir eine Freundin erteilt hat. Das Risiko als Alexej Berg eine Leibesvisitation und eine Personenkontrolle samt intensiver Befragung zu erleben, sei einfach zu hoch bei einem internationalen Flug aus der EU heraus. Ein angeblicher Mann, dem die ‚Kronjuwelen' fehlen, der aber dafür eindeutig weiblich ist und dessen Ausweisbild nicht mit dem Aussehen übereinstimmt, würde ohne Attest wahrscheinlich zu Nachfragen führen. Die konnte ich gar nicht gebrauchen! Ich beschloss mir später so ein Attest zu beschaffen. Das war nicht ohne Ironie des Schicksals. Eigentlich würde eher die süße Chris so etwas brauchen und nicht ich! Ich hatte endlich eine Nachricht von ihr bekommen, sie hatte es nicht gerade einfach an der Schule. Ein Zertifikat für einen jungen Mann, der sich zu einer Frau umwandeln ließ. Aber wer würde ein Zertifikat für eine Frau mitten im Leben ausstellen, die vorgab ein Mann zu sein, der sich zu einer Frau umwandeln ließ? Ich musste innerlich grinsen, als ich mir vorstellte, wie mein Bruder auf dieses Zertifikat reagieren würde. Allerdings war der Schock mutmaßlich ja gar nicht so groß, denn er hatte sich ohne viel Überredung darauf eingelassen, den Transvestiten zu spielen. Vielleicht könnte ich ja irgendwo meine Beziehungen benutzen, um mir einen Ausweg aus diesem Dilemma zu verschaffen. Dann kommt nach fünf Wochen der erste Tag im Büro ...
     der neuen Firma. Der ist reichlich anstrengend, und das nicht nur wegen der Verkleidung. Der Chef ist wirklich clever. Er hat Vorkehrungen getroffen, damit ich in der nächsten Woche bereits die ersten Kundenbesuche jeweils mit seinen regional zuständigen Mitarbeitern absolviere. Na Klasse, wie komme ich denn aus dieser Falle wieder heraus? Schnell und flexibel beschließe ich zunächst einmal, dass die ersten Kundenbesuche nur in Deutschland sowie in Benelux per Bahn stattfinden werden. Das vermeidet schon mal Flüge und die entsprechenden Probleme. Die Bahncard lasse ich auch gleich mit meinem eigenen Foto anlegen. Sofort kommt mir die Idee, das auch mit den Ausweisen so zu machen. Das würde einen großen Teil meines Dilemmas beseitigen. Max Ostrowski heißt der gute Mann, der mich zu den ersten Kundenbesuchen begleiten soll. Auf der Bahnfahrt nach Mannheim kommen wir ins Gespräch. Der bald 40-jährige Verkäufer ist ziemlich neugierig, was meine angebliche Schwester betrifft. Offensichtlich hat ihn der Chef etwas eingeweiht. Ich erzähle ihm gerade so viel wie nötig ist. Dafür erzähle ich ihm mehr über das Geschäft des Kunden, als eigentlich nötig wäre, aber ich denke mir dass es hilfreich ist, wenn er von meiner Kompetenz überzeugt ist. Tatsächlich ist er beeindruckt, was ich alles über den Kunden weiß. Vor der Ankunft in Mannheim gehe ich noch einmal rasch auf die Toilette im Zug. Damit kann ich vermeiden, dass ein Besuch auf der Herrentoilette beim Kunden oder auf dem Weg dorthin ...
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