Besser sogar als ich selbst
Datum: 17.03.2019,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Bess LaMess
bewegen. Ich werde die Arme bewegen. Die Hände werden einfach loslassen, und es wird eine Befreiung sein. Ich werde die Nase von der Wand heben, nur ein kleines Stück, dann mich vorsichtig umdrehen, oder besser noch: gar nicht vorsichtig, ganz bestimmt, ganz männlich und entschlossen. Ich werde gehen. Sie verlassen. Für immer. Ich werde mich anziehen und diese verdammte Tür hinter mir schließen. Ich werde mich nicht wieder beugen, mich nicht wieder schlagen lassen. Mir laufen die Tränen über die Wangen, ich schluchze, aber meine Nasenspitze rührt sich nicht von der Stelle, die sie mir vor so langer Zeit schon bedeutet hat, und meine Hände bleiben fest ineinander verschränkt. Eine Hand legt sich warm auf meinen Rücken, genau zwischen die Schulterblätter. Sie streicht langsam den Rücken hinunter, bis dorthin, wo meine Hände sich verkrampft aneinander Halten. Einen Augenblick lang kommt mir in den Sinn, sie zu fragen, wie lange sie schon da steht und mich beobachtet. Ich falle in ihre Arme, wörtlich, denn ich kann mich nicht mehr aufrecht halten. Sie führt mich langsam zum Bett, halb trägt sie mich, beruhigende Laute, nicht einmal Worte, haucht sie. Ich liege. Ich habe die Augen geschlossen und warte, bis das Weinen vorübergeht. - Du bist mein tapferer Kleiner, sagt sie leise. Ich bin so stolz auf dich. Ich nicke. Ich möchte es wieder und wieder hören. Wieder und wieder. Zu fühlen, wie süchtig ich bin, ist nicht so schlimm, wenn sie es sagt. - Weißt du jetzt, warum ich dich ...
weggeschickt habe? Ich nicke. Ich schluchze. Ja, ich weiß es. Bitte frag mich nicht. Ich weiß es. Bitte... - Und warum? Diese sanfte Stimme. Ihre Hand reicht mir ein Taschentuch. Ich lasse mir Zeit. Sie sitzt über mir, ich spüre ihren Atem, ich halte die Augen geschlossen. Ihre Hand fährt mir sanft über die Wange, dann zwickt sie mich spielerisch. Ich schlucke. - Wegen. Ich stottere. - Sag es. Jetzt weniger sanft. Strenger. Ich sehe sie an. Unsere Augen treffen einander. Wo wir gemeinsam waren. Woher weiß sie so genau, wie sie sich in meine Seele schleicht? - Sag es. Ihr Befehl kennt keine Bedingung, ihn nicht zu befolgen scheint undenkbar. Ihre Augen sagen Bewunderung, Mitfühlen und Trost. Ich werde gestehen, es aus mir entlassen, es drängt mich dazu, es tut beinahe weh. - Ich habe gesagt... - Ja? - Daß der Gouverneur ein Alkoholiker ist. Ex-Alkoholiker. - Ja, und? - Aber das stimmt ja. - Genau. - Aber... Ich erröte, und gleichzeitig fühle ich das Blut, in den Lenden kreisen. Mein Herz rast. - Ich habe Claudia unterbrochen. - Ja. Jetzt das Bedürfnis, mich zu rechtfertigen. Ich sehe den Plan. - Es tut mir leid, es ist mir passiert, ich wollte es nicht. Sie legt mir den Finger leicht auf den Mund. - Sch... sch... ganz ruhig. Sie steht auf, geht im Raum auf und ab. Ich weiß nicht, ob ich jetzt reden darf. Das Bedürfnis. Ich halte es nicht aus. Ich muß es herauslassen. - Ich habe dich enttäuscht. - Du mußt lernen, dich zu beherrschen. - Ich sollte es schon gelernt haben. - Ich werde ...