Das Fenster
Datum: 22.01.2019,
Kategorien:
Verführung
Autor: Andy43
Ich bin zwar im Hier, aber nie im Jetzt und so immer nur in der Reflexion meiner Vergangenheit anwesend. So verrückt ging es dann in meinem Kopf zu. Ich konnte es nicht verhindern und dachte sofort an meine letzte Beziehung, die ich immer noch aufarbeitete. Sechs Monate waren es bereits. Ich benötigte immer viel Zeit, ging nie oberflächlich zu Werke, maß jeden Schritt und versuchte mit mir selbst vorwärts zu kommen. Gegen die Vergangenheit lief ich an. Gegen eine Zeit, die ich nie einholte, denn sie war immer schon vor mir da. Auf diese Weise sah ich nur ihre Spuren, die sie in mir hinterließ. Meine Schritte traten gegen die Erde, stießen sich an ihr ab, wie eine Maus am Laufrad. So kam ich mir dabei vor. Mein Herz drohte zu einem Käfig zu werden. Nein, ich wollte keine mehr hinein lassen. Vorerst. Zumal es nicht mehr so groß ist, dachte ich und mühte mich eine Anhöhe hinauf. Jede hat ein kleines Stück meines Herzens erhalten. Freiwillig, doch für manche, war es eine Trophäe. Die eine oder andere hätte es ganz haben können. Egal, es sollte halt nicht sein. Gewöhne dir ab, zu viel Gefühl hinein zu interpretieren. Aber mein Aufruf an mich selbst, entsprach nicht meiner Natur. Ich war ein unverbesserlicher Alkoholiker, der sich an der Liebe besoff. Leider blieben die Nebenwirkungen nicht aus. Vielleicht sollte ich mich auf Verhältnisse konzentrieren, die zwar den Anschein von Liebe haben, so tun, als ob und deren Wirklichkeit nur einem potemkinschen Dorf entspricht. Der Preis ...
für meine Liebe war unbezahlbar, und alles andere, erschien mir zu billig. Beziehungen hätte ich in dieser Form genug haben können. Aber es genügte mir eben nicht. Ich konnte mich nicht belügen. Ficken aus Eigennutz, war für mich so erotisch, wie mit einem Korkenzieher eine Weinflasche zu öffnen. Banal. Unabhängig davon, wie der Wein schmeckte. So ein Abgang ist nur auf Zeit, egal wie langsam man ihn genießt. Ich dagegen wollte alle Zeit. Du bist ein unverbesserlicher Idiot, mache es doch so wie andere, dachte ich und erreichte die Anhöhe. Aber es blieb dabei. Ich, war nur ich selbst. Ich bog in einen Feldweg ein, der zum Strand führte. Von weitem sah ich schon den kleinen Wagen, neben dem eine zierliche Gestalt stand und gegen den Hinterreifen trat. Ich unterbrach meine Gedanken, als ich sie erreichte, blieb neben ihr stehen und schaute auf das luftleere Dilemma. Dem Reifen ging es wie mir. "Ich werde ihnen helfen", sagte ich und schaute sie an. Sie wirkte zerbrechlich und hilflos. "Danke, das ist nett von ihnen", erwiderte sie, setzte sich in die Nähe auf einen der großen Lavafelsen am Rande des Feldweges und schaute mir schweigend zu. Ich ging ans Werk. Hin und wieder warf ich ihr einen Blick zu. Der frische Wind zerzauste ihre Haare und plusterte mit seinem frivolen Hauch ihren weißen Rock auf, den sie schüchtern mit den Händen zwischen ihren Oberschenkel klemmte und so zu bändigen suchte. Nach einer Weile war das Ersatzrad montiert und der luftleere Pneu im Kofferraum ...